Unternehmensnachfolge finden – was ist zu beachten?

Wenn du dein Unternehmen an einen Nachfolger übergeben willst, gibt es dabei einiges zu beachten. Die Suche nach einem Unternehmensnachfolger kann eine Herausforderung sein, nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels und des Mangels an Fachkräften in Deutschland. Geschätzt sind derzeit vor allem kleine und mittlere Betriebe betroffen, gemäß aktueller Studien kommt die Suche nach einem Unternehmensnachfolger in den nächsten 5 Jahren auf etwa eine halbe Millionen Unternehmen zu.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensnachfolger gesucht - was sollte man wissen?

Du willst einen Unternehmensnachfolger finden. Gut zu wissen: Für den potentiellen Nachfolger bringt das Vor- und Nachteile mit sich. So braucht dieser keine neue Geschäftsidee, sondern kann davon profitieren, dass das Unternehmen bereits am Markt etabliert ist. Dennoch sollte der Unternehmensnachfolger bestimmten fachlichen Anforderungen genügen und ein unternehmerisches Knowhow mitbringen. Dafür entfällt auf der anderen Seite für den Nachfolger die meist arbeitsintensive und riskante Startphase.

Nachteil einer Betriebsübernahme ist, dass das Unternehmen durch den Vorbesitzer schon geprägt ist. Damit verbunden ist die Gefahr, das Kunden und Kontakte verloren gehen. Wird das „alte“ Konzept zu schnell verändert, birgt dies Risiken. Mitarbeiter, die schon lange für das Unternehmen arbeiten, reagieren auf Neuerungen möglicherweise empfindlich.

Checkliste für Unternehmensnachfolger

Nicht jedem Unternehmer fällt es leicht, wenn es dann soweit ist und die passende Unternehmens-Nachfolge gesucht werden soll. Oft kostet es Überwindung, über den Rückzug aus dem Unternehmen nachzudenken. Auch kann der Gedanke belastend sein, dass möglicherweise das Fortbestehen der Firma in Gefahr ist, für die sehr lange sehr hart gearbeitet wurde. Die nachfolgende Firmenübergabe-Checkliste kann dir bei der Suche nach einem Unternehmensnachfolger behilflich sein.

  1. Rechtzeitig darauf vorbereiten! Auch wenn es schwer fällt: Bereite dich rechtzeitig auf die Untenrehmensübergabe vor. 5 Jahre sind ein realistischer Zeitrahmen.
  2. Informiere dich über die steuerlichen und rechtlichen Komponenten der Firmenübergabe.
  3. Stelle einen Fahrplan auf, in dem die beidseitigen Ziele abgestimmt werden.
  4. Soll die Unternehmensnachfolge sukzessive erfolgen oder sofort? Willst du eine gewisse Zeit lang selbst im Unternehmen tätig bleiben?
  5. Ziehe im Zweifelsfall Unternehmens-, Steuer- und Rechtsberater hinzu. Oftmals ist auch das Befragen eines Beirats – zum Beispiel aus Mitarbeitern –empfehlenswert.
  6. Wichtige finanzielle Fragen, die es zu klären gilt, sind der Wert des Unternehmens, die finanzielle Situation des Nachfolgers, aber auch die Frage Ihrer Alterssicherung.
  7. Ebenfalls wichtig ist der Blick in die Zukunft: Was machst du nach der Übergabe mit der neu gewonnenen Freizeit? Eine Perspektive für „danach“ zu haben, ist immer wichtig.
  8. Kommuniziere den Wechsel. Veränderungen sind normal und die meisten Menschen haben Verständnis, wenn man offen und konstruktiv mit ihnen kommuniziert.

Förderung für Unternehmensnachfolger

Der Unternehmensnachfolger hat die Möglichkeit einer Förderung und zwar sowohl für die familieninterne Nachfolge als auch für externe Käufe eines Unternehmens. Insgesamt stehen über 40 Töpfe der Förderung zur Verfügung, wenn ein Unternehmensnachfolger gesucht wird, unter anderem bei der KfW. Die Regelungen sind allerdings von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Baden Württemberg zum Beispiel ist die Förderung der Unternehmensnachfolge ausgesprochen hoch. In jedem Fall sollte der Firmennachfolger sich rechtzeitig um eine Finanzierung kümmern.

Portale für Firmennachfolge

Die Suche nach einer geeigneten Firmennachfolge gestaltet sich möglicherweise schwierig – zum Beispiel, weil es keine oder nur ungeeignete Erben gibt oder weil einfach kein passender Nachfolger gefunden wird, weder unter den Familienmitgliedern, noch bei den Mitarbeitern im Unternehmen.

In diesem Fall kannst du auf deutschlandweite Börsen zurückgreifen, die sich auf Unternehmensnachfolge spezialisiert haben. In diesen Börsen oder Portalen können sowohl Kaufgebote als auch Kaufgesuche eingestellt werden, so dass du entweder selbst inserieren oder aber bei den bereits eingestellten Inseraten nach einem passenden Nachfolger Ausschau halten kannst. Neben den deutschlandweit agierenden Portalen wie Nexxt change oder der deutschen Unternehmerbörse gibt es auch regionale Portale, in denen du Firmennachfolge Angebote finden kannst. Nexxt change ist die größte deutsche Nachfolgebörse, die sowohl vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, als auch von der KfW, den Kammern und den Banken betrieben wird.

Eine weitere Möglichkeit sind die europäischen und internationalen Börsen zur Unternehmensnachfolge, wenn es nicht zwingend ein Nachfolger aus dem Inland sein muss.

Weiterhin betreiben das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und die Welt ein Nachfolgeportal, in dem du vielleicht bei deiner Suche nach Unternehmensnachfolge erfolgreich bist. 

Firmenübergabe Checkliste

Folgende Checkliste gibt dir einen Leitfaden an die Hand, wie die Firma schrittweise übergeben werden kann.

  1. Ermitteln des Firmenwerts
  2. Fallen Steuern an? (familieninterne Übergabe) Relevant sind das Güterrecht, das Erbrecht und das Steuerrecht
  3. Wer bietet sich als Nachfolger an?
  4. Kannst du weiterhin noch eine Zeit lang aktiv im Geschäft sein und zum Beispiel im Hintergrund mit beratender Funktion agieren?
  5. Muss die rechtliche Unternehmensform möglicherweise angepasst werden?
  6. Stelle einen Fahrplan bzw. einen Zeitplan auf, wann was zu tun ist.

Unternehmensnachfolger finden – die Emotionen

Was häufig unterschätzt wird, ist die Tatsache, dass Emotionen eine große Rolle spielen können. Ein Unternehmer, der jahrelang hart gearbeitet und den Betrieb mit Akribie und Mühe aufgebaut hat, muss damit klarkommen, dass seine Meinung und Erfahrung ab sofort nicht mehr gefragt sind. Für dich heißt das im Klartext, dass du dir rechtzeitig überlegen solltest, wie du dein Leben nach der Unternehmensübergabe gestalten willst. Mach dich bereit für einen neuen Lebensabschnitt, der jetzt kommt.

Die häufigsten Fehler bei einer Firmenübergabe

  • Die Übergabe läuft unvorbereitet ab
  • Die rechtliche und steuerliche Beratung fehlen
  • Es bestehen zu hohe Erwartungen an den Nachfolger
  • Der Nachfolger wird nicht genug mit einbezogen
  • Der Nachfolger führt übereilt Änderungen durch
  • Auf beiden Seiten fehlt das Vertrauen
  • Die Suche nach der Unternehmensnachfolge wird nicht intensiv genug betreiben
  • Bei der familieninternen Übergabe beschweren sich die Kinder über die Einmischung des Seniors
  • Mitarbeiter wurden nicht rechtzeitig über die Übergabe informiert

In jedem Fall ist es empfehlenswert, systematisch beim Thema Unternehmensnachfolge vorzugehen. Interessante Broschüren zum Thema gibt es bei der zuständigen Industrie- und Handelskammern, aber auch bei Banken und Unternehmensberatern.

Fazit

Eine Firmenübergabe sollte längerfristig geplant werden. Nicht immer lässt sich ein passender Nachfolger finden, weswegen du auch Portale und Börsen in Betracht ziehen kannst. Von den Finanzen über das Steuerrecht bis hin zur Planen des neuen Lebensabschnitts gibt es einiges zu beachten.

Quellen

https://www.existenzgruender-jungunternehmer.de/p/unternehmensnachfolge.html
www.ihk.de
https://unternehmer.de/management-people-skills/240273-nachfolger-finden-checkliste
https://www.hypovereinsbank.de/hvb/unternehmen/unternehmensgruendung-uebergabe/nachfolge-uebergabe
https://www.deutschland-startet.de/unternehmensnachfolge-kfw-umfrage/
https://www.business-wissen.de/artikel/unternehmensnachfolge-typische-fehler-bei-der-uebergabe-von-unternehmen/

Kommentar von Moni Jasoki |

Ich habe ein kleines mittelständische Unternehmen aufgebaut und die Frage nach dem Nachfolger lange verdrängt, denn meine Ehe ist leider kinderlos geblieben. Auf die Idee, dass es für Unternehmensnachfolge mittlerweile auch Plattformen geben könnte, bin ich bisher noch nicht gekommen. Allerdings frage ich mich, unter welchen Umständen wohl die rechtliche Unternehmensform angepasst werden müsste? Wer trägt denn für so etwas die Kosten? Meine beratende Tätigkeit kann ich doch eigentlich als Bedingung für die Nachfolge festlegen, richtig? Hätte diese beratende Tätigkeit Auswirkungen auf meine Rente?

Kommentar von Susanne M. |

Ich kann mir vorstellen, dass die wenigsten den Zeitrahmen von 5 Jahren für die Suche nach einer Unternehmens-Nachfolge einhalten.
In unserer Kundschaft gibt es beispielsweise ein Küchenstudio, das 1951 vom Vater des derzeitigen Inhabers gegründet wurde. Lange Zeit leitete dieser – inzwischen auch schon Anfang 70 - das Geschäft zusammen mit seiner Frau, die letztes Jahr verstorben ist. Ich finde das traurig, nachdem sich die beiden jahrzehntelang abgestrampelt haben.
Nun ist er wohl auf der Suche nach einem neuen Mitarbeiter, der bereit ist, die Firma nach der Einarbeitungszeit zu übernehmen. Doch von einem gemeinsamen Lebensabend mit seiner Frau kann er nur noch träumen.

Was Monis Frage betrifft, ich könnte mir vorstellen, dass ihre Idee der beratenden Tätigkeit als Bedingung für die Nachfolge als Versuch sich einzumischen verstanden wird.

Kommentar von Nora Meier |

Hallo Moni, beratend tätig zu sein, dürfte auch in der Rente auf Minijob Ebene kein Problem sein. Wenn es mehr wäre, dann muss man das versteuern. Aber es ist vielleicht schon ein wenig so, wie Susanne das sagt, je nach dem wie der Nachfolger gestrickt ist - es könnte als Einmischung betrachtet werden. Das ist sicherlich von Fall zu Fall anders und muss bei Dir nicht zutreffen. Ich würde es offen ansprechen an Deiner Stelle, um das gleich aus dem Weg zu räumen. Wenn über alles ganz offen geredet wird, gibt es später keine Probleme. Es kann ja hilfreich sein, wenn ein alter Hase noch Tipps gibt und berät. Für mich wäre das eher eine Bereicherung.

Was ist die Summe aus 5 und 3?
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